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Rumpelstilzchen

Grimms Märchen vom Rumpelstilzchen in heutiger Sprache nacherzählt und von mir hier vorgelesen.

Rumpelstilzchen

Es war einmal ein Mann, der war ein großer Angeber.

Eines Tages traf dieser Mann den König. Da dachte er:"Beim König muss ich besonders viel angeben, damit der denkt, dass ich ein toller Typ bin".

Aber dem Angeber viel so schnell nichts Außergewöhnliches ein. Er hatte kein schnelles Auto, kein Flugzeug, kein großes Haus - aber eine sehr kluge Tochter. Darum sagte er: "Meine Tochter kann Stroh zu Gold spinnen."

"Was ist das denn für einer", dachte der König, wollte aber nicht gleich unhöflich sein und sagte: "Gut, dann soll sie heute abend um 6 in den Palast kommen und mir das einmal vormachen."

Dem Angeber fiel keine Ausrede ein und so musste das arme Mädchen abends um 6 beim König erscheinen. "Aha, du kannst also Stroh zu Gold spinnen." Der König war genervt, weil es zum Abendbrot Kürbissuppe gegeben hatte - und Kürbissuppe konnte der König nicht ausstehen. Er wollte der Tochter des Angebers einen ordentlichen Schreck einjagen.

Er führte sie zu einer kleinen Kammer voll mit Stroh und sagte: "Wenn du dieses Stroh über nacht zu Gold spinnen kannst, dann hast du deine Sache gut gemacht - sonst musst du morgen früh ins Gefängnis."

Da saß das Mädchen nun ganz allein in der Strohkammer und fing bitterlich an zu weinen: "Mensch, Papa, da hast du mich mit deiner Angeberei in eine schwierige Lage gebracht! Was soll ich nun machen?"

"Ich wüsste da einen Rat!", sagte plötzlich eine Stimme. Ein kleines Männchen hatte die Strohkammer betreten. Dabei war das Mädchen sicher, dass die Tür abgeschlossen war.

"Was gibst du mir, wenn ich das Problem für dich löse und das ganze Stroh zu Gold spinne?" - "Dann gebe ich dir meine Halskette." - "Ist gut. Leg dich in die Ecke und schlaf. Morgen früh habe ich alles geregelt."

Und tatsächlich war am nächsten Morgen das ganze Stroh in Gold verwandelt, die Halskette und das Männlein aber waren verschwunden.

Der König freute sich über das Gold und wollte jetzt noch mehr davon haben. Er führte die Tochter des Angebers in einen großen Raum, wo ein riesiger Haufen Sroh lag und sagte: "Wenn du dieses Stroh über nacht zu Gold spinnen kannst, dann hast du deine Sache gut gemacht - sonst musst du morgen früh ins Gefängnis."

Da saß das Mädchen wieder ganz allein mit dem Stroh und fing bitterlich an zu weinen: "Mensch, Papa, da hast du mich mit deiner Angeberei in eine schwierige Lage gebracht! Was soll ich nun machen?"

"Ich wüsste da einen Rat!", sagte plötzlich eine Stimme. Das kleine Männchen war wieder aufgetaucht.

"Was gibst du mir, wenn ich das Problem für dich löse und das ganze Stroh zu Gold spinne?" - "Dann gebe ich dir meinen Ring." - "Ist gut. Leg dich in die Ecke und schlaf. Morgen früh habe ich alles geregelt."

Und tatsächlich war am nächsten Morgen das ganze Stroh in Gold verwandelt, der Ring und das Männlein aber waren verschwunden.

Der König freute sich über das Gold und wollte jetzt noch mehr haben. Er führte die Tochter des Angebers in den Thronsaal, den er bis an die Decke mit Stroh hatte füllen lassen und sagte: "Wenn du dieses Stroh über nacht zu Gold spinnen kannst, dann hast du deine Sache gut gemacht und sollst meine Frau werden - sonst musst du morgen früh ins Gefängnis."

Da saß das Mädchen wieder ganz allein mit dem Stroh und fing bitterlich an zu weinen: "Mensch, Papa, da hast du mich mit deiner Angeberei in eine schwierige Lage gebracht! Was soll ich nun machen?"

"Ich wüsste da einen Rat!", sagte da plötzlich eine Stimme. Das kleine Männchen war zum dritten Mal aufgetaucht.

"Was gibst du mir, wenn ich das Problem für dich löse und das ganze Stroh zu Gold spinne?" - "Ich weiß nicht. Ich habe nichts mehr, das ich dir geben kann." - "Pass mal auf", sagte das Männchen. "Wenn du Königin bist, gibst du mir einfach dein erstes Kind." - "Mir bleibt wohl nichts anderes übrig", sagte das Mädchen und als am nächsten Morgen der ganze Thronsaal voller Gold war hielt der König sein versprechen, heiratete die Tochter des Angebers und sie wurde Königin.

Kaum ein Jahr darauf wurde die Königin schwanger und 9 Monate später gebar sie ihr erstes Kind.

Da tauchte wieder das kleine Männchen auf und erinnerte sie an ihr Versprechen. "Nein", sagte die Königin. "Von meinem Kind mag ich mich nicht trennen. Ich bin jetzt reich. Such dir irgendetwas anderes aus, ganz egal was, du kannst alles haben." - "Ich will aber nicht irgendwas, ich will das, was du mir versprochen hast." Da weinte die Königin so sehr, dass das Männlein Mitleid hatte und sagte: "Ich will dir eine Chance geben. Wenn du in den nächsten drei Tagen herausbekommst, wie ich heiße, dann sollst du dein Kind behalten."

Die Königin schickte einen Boten los, der sich überall im Land erkundigen sollte, ob jemand das kleine Männchen kannte oder ob jemand von außergewöhnlichen Namen wüsste.

Als am nächsten Tag das Männchen zur Königin kam, fing sie an zu raten:

"Heißt du Leander Klein?" - Da sagte das Männlein: "Nein."
"Heißt du Lennard Hein?" - Da sagte das Männlein: "Nein."
"Heißt du Leo Siebenfein?" - Da sagte das Männlein: "Nein."

Und so ging es den ganzen Vormittag, bis das Männlein sich auf den Weg nach Hause machte.

Als am zweiten Tag das Männchen zur Königin kam, fing sie wieder an zu raten:

"Heißt du Kevin Kräh?" - Da sagte das Männlein: "Nee."
"Heißt du Schnucki schnee?" - Da sagte das Männlein: "Nee."
"Heißt du Dragomir Düsendreh?" - Da sagte das Männlein: "Nee."

Und so ging es wieder den ganzen Vormittag. Und als das Männlein sich auf den Weg nach Hause machte, hatte die Königin seinen Namen wieder nicht geraten.

Abends kam der Bote, den die Königin ausgesandt hatte zurück in den Palast. Er wusste von keinen außergewöhnlichen Namen zu berichten und hatte niemanden getroffen, der das Männchen kannte. Aber tief im Wald, hiunter einem großen Berg hatte er ein kleines Männchen um ein Feuer tanzen sehen. "Und dieses Lied hat es gesungen", berichtete der Bote:

"Heute tanz ich,
morgen pflanz ich,
übermorgen geh ich hin,
hol das Kind der Königin.

Ja ich gehe auf die Reis,
Sag es niemand laut oder leis,
ach wie gut, dass keiner weiß,
dass ich Rumpelstilzchen heiß."

Als die Königin das hörte, war sie sehr froh, denn nun kannte sie den Namen des Männchens, und als es am nächsten Morgen auftauchte riet sie zunächst zum Schein weiter:

"Heißt du Erwin Schlicht?" Da sagte das Männlein: "Nein, so heiß ich nicht."

"Heißt du Schlucki Bösewicht?" Da sagte das Männlein: "Nein, so heiß ich nicht."

"Heißt du Rumpelstilzchen?" Da stampfte das Männlein wütend mit dem Fuß auf den Boden und sagte: "Wer hat dir das verraten?"

Aber Rumpelstilzchen hielt, was er versprochen hatte. Die Königin behielt ihr Kind und Rumpelstilzchen wurde nie wieder im Königreich gesehen.

Text: © 2007 Detlef Cordes. Nach einem Märchen aus der Sammlung der Brüder Grimm .
Alle Rechte vorbehalten.

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