"9 Tage tot in der Wohznung liegen? Oh weh", sagt Kojo Millefeuille: „Bei uns in Westafrika würde man sagen: Ein Mensch allein ist ein halber Mensch.
Ich verstehe – diese Freiheit, dieses ‚Ich mache mein eigenes Ding‘. Es klingt wunderbar, bis du eines Tages merkst, dass niemand da ist, der was von deinem Ding hören will. Bei uns wäre das unvorstellbar. Wenn du neun Tage tot in der Wohnung liegst, dann liegt das ganze Dorf mit dir. Jemand hätte dich schon am ersten Tag vermisst – oder spätestens, wenn du nicht beim Tee erscheinst.
Aber weißt du, ich sehe auch: In euren Ländern habt ihr etwas, das wir oft nicht haben – die Möglichkeit, euch selbst zu erfinden. Ihr könnt sagen: ‚Ich will nicht so leben wie meine Eltern.‘ Das ist mutig. Nur: Freiheit braucht Verbindung, sonst wird sie leer.
Einsamkeit, Detlef, ist vielleicht der Preis dafür, dass ihr die Gemeinschaft zwar nicht verlieren wolltet, sondern sie euch einfach zu eng wurde. Ihr habt die Ketten gesprengt – und euch dann gefragt, warum keiner mehr neben euch steht.
Bei uns halten die Leute zusammen, manchmal zu fest. Bei euch geht jeder seinen Weg, manchmal zu weit. Vielleicht ist das Menschsein genau dieser Tanz: mal zu nah, mal zu fern – und immer auf der Suche nach dem richtigen Abstand.“