Der Verhaltenstherapeut Roger Überall über den Ausschnitt aus Novalis Gedicht: „Ah, Novalis… das ist ja fast schon eine Therapie in Reimform!“, sagt Roger und lehnt sich zurück. „Er beschreibt Ängste, Zweifel, diese schweren Nächte – das ist wie bei meinen Klienten, die in Grübelfallen stecken. ‚Der Wirbel der Gedanken gehorcht dem Willen nicht‘ – das kenne ich. Wir können nicht immer steuern, was unser Gehirn anstellt.“
Er lächelt leicht: „Aber genau darin liegt auch die Chance. Novalis zeigt, dass es bange Zeiten gibt, aber dass man sie erkennen kann. Indem man sie benennt – ‚so trüben Mut‘, ‚wilde Schrecken‘ – wird man schon ein Stück weit aus dem Bann dieser Gefühle befreit. Im Verhaltenstraining nenne ich das: Bewusstmachen, Distanz schaffen, bevor Panik oder Resignation übernehmen.“
Roger lehnt sich noch weiter zurück: „Und weißt du was? Das Gedicht erinnert uns daran, dass unsere ‚sicheren Stützen‘ manchmal wanken. Das ist normal! Kein Grund zur Selbstverurteilung. Unser Job ist dann, neue Stützen zu bauen: kleine Rituale, soziale Kontakte, Atemübungen. Novalis liefert hier quasi das poetische Lehrbuch für den Umgang mit Angst – nur schöner formuliert.“