Im Alltag begegnen uns zwei Arten von Menschen, die unsere Emotionen herausfordern: Diejenigen, die uns tierisch auf den Zünder gehen, und diejenigen, die uns ignorieren. Die unmittelbare Antwort auf die Frage, wer mehr nervt, fällt oft zugunsten der Querulanten aus.
Wenn Ignoranz mehr wehtut als Wut
Doch während Wut zumindest eine Form der Interaktion und Beachtung ist, kann Ignoranz einen tief sitzenden Schmerz auslösen. Manchmal tut es richtig weh, ignoriert zu werden. Das Gefühl, übersehen, übergangen oder für irrelevant befunden zu werden, greift unser Grundbedürfnis nach Anerkennung an.
In solchen Momenten stellt man unbewusst einiges auf die Beine, nur um überhaupt bemerkt zu werden. Die Energie, die wir investieren, um aus der Unsichtbarkeit herauszutreten, zeigt, wie tief die Angst vor der Irrelevanz sitzt.
Die Publicity Lehre
Dieses Prinzip spiegelt sich auch in der Welt der Medien und der Öffentlichkeit wider. Es gibt ein bekanntes Sprichwort aus der PR-Welt: Es gibt keine schlechte Publizität, es gibt nur keine Publizität. Das bedeutet: Solange über dich gesprochen wird, existierst du im Bewusstsein der Menschen – selbst wenn der Kontext negativ ist. Nur die absolute Stille bedeutet das Vergessen.
Der Dichter Heinrich Heine, der ein Gespür für die Öffentlichkeitsarbeit hatte, wusste die Macht der Wahrnehmung zu nutzen. Er verstand, dass Sichtbarkeit die ultimative Währung ist.
Ob in der Kunst oder im persönlichen Leben: Gesehen zu werden, ist ein existenzielles Bedürfnis. Der Kampf gegen die Ignoranz ist deshalb oft emotional intensiver als der Kampf gegen offene Feindschaft.