Wilhelm Busch: Frau Urschel teilte Freud und Leid

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Text des Liedes:

Frau Urschel teilte Freud und Leid
Mit ihrer lieben Kuh,
sie lebten in Herzeinigkeit
ganz wie auf Du und Du.

Wie war der Winter doch so lang,
Wie knapp war da das Heu.
Frau Urschel rief und seufzte bang:
Oh komm, du schöner Mai!

Komm schnell und lindere unsre Not,
Der du die Krippe füllst;
Wenn ich und meine Kuh erst tot,
Dann komme, wann du willst.

Text: Wilhelm Busch. Musik ©1995 Detlef Cordes

🎸 Der Small Talk Philosoph an der Gitarre

Small Talk Philosophie in Aktion - Gedanken zum Song:

Wie ist Wilhelm Buschs Gedicht von Frau Urschel und ihrer Kuh in der Zeit seiner Entstehung verwurzelt?
Das Gedicht entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, einer Ära, in der Deutschland die Industrielle Revolution erlebte. Die jahrhundertealte dörfliche, bäuerliche Welt löste sich rapide auf. Während dieser Umwälzung porträtierte Wilhelm Busch oft das einfache, ländliche Leben – mal mit Humor, mal mit Melancholie oder Satire.

Das Gedicht über Frau Urschel ist in diesem Sinne kein nostalgischer Rückblick, sondern eine realistische Darstellung der existentiellen Abhängigkeit vom Kreislauf der Natur. In einer Zeit, in der immer mehr Menschen in Fabriken arbeiteten und die Verbindung zur Natur lockerer wurde, zeigt Busch eine Welt, in der die menschliche Existenz direkt und ungeschützt mit den Jahreszeiten und der Versorgungssicherheit verbunden ist.
Was hat das Wilhelm Buschs Gedicht von Frau Urschel und ihrer Kuh mit Hannah Arendts Begriff der „Arbeit“ zu tun??
Das Gedicht ist eine perfekte Illustration des menschlichen Daseins als „animal laborans“, wie Arendt es beschreibt. Die gesamte Existenz von Frau Urschel und ihrer Kuh ist auf den biologischen Kreislauf des Lebens ausgerichtet. Ihr „Freud und Leid“ sind direkt an die Notwendigkeit gebunden, Nahrung und Wärme zum Überleben zu sichern. Das ist die Essenz von Arendts „Arbeit“: eine Tätigkeit, die sich in einem unendlichen Zyklus der Produktion und des Verbrauchs bewegt und ausschließlich der Reproduktion des Lebens dient.

Der entscheidende Punkt ist, dass das Gedicht eine Welt zeigt, in der Arbeit noch nicht entfremdet ist. Die "Herzeinigkeit" zwischen der Frau und ihrer Kuh veranschaulicht diese unmittelbare und tiefe Bindung an das, was das Leben erhält. Das ist eine emotionale Dimension der Arbeit, die Arendt als in der modernen, industrialisierten Gesellschaft verloren betrachtet. In dieser neuen Welt wird die Arbeit zu einem anonymen Prozess, der den Menschen vom Endprodukt und der existenziellen Notwendigkeit trennt.

Das Gedicht ist somit ein poetischer Beleg für eine Art von „Arbeit“, die in der modernen Gesellschaft fast verschwunden ist – und die Arendt philosophisch beleuchtet hat, um den Wandel des menschlichen Lebens zu verstehen.

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