Wilhelm Busch: Nachbar Nickel ist verdrießlich

Small Talk Philosophie in Aktion - FAQ zum Song:

Warum empfinden wir oft Freude über das Unglück anderer?

Unser Glücksgefühl entsteht nicht nur aus eigenem Erfolg, sondern auch aus dem sozialen Vergleich. Ein klassisches Beispiel dafür ist das, was man umgangssprachlich Schadenfreude nennt: Wir empfinden eine Art "Vergleichsglück", wenn jemand, dem es zuvor gut ging, ein Missgeschick erlebt. Dabei fühlen wir uns nicht aus Boshaftigkeit besser, sondern weil das Unglück des anderen unsere eigene Situation relativiert. Dieses Phänomen zeigt, dass wir unsere Wahrnehmung von Glück oft durch unser soziales Umfeld definieren. Dieser grundlegende menschlicher Mechanismus hilft uns, unseren Platz in der Welt zu bestimmen – ob zum Guten oder Schlechten.

Was hat Wilhelm Buschs Gedicht vom Nachbarn Nickel mit Entwicklungspsychologie zu tun?

Mehr, als man denkt. Das Gedicht illustriert, wie unser Glück oft vom Unglück anderer abhängt und ist damit ein gutes Beispiel für sozialen Vergleich, einen grundlegenden psychologischen Mechanismus. Dieses Verhalten ist eng mit unserem angeborenen Drang zur Nachahmung verknüpft.

Psychologische Studien haben gezeigt, dass Kinder Verhaltensweisen von Erwachsenen nachahmen — sogar dann, wenn diese Handlungen offensichtlich nutzlos sind. Diese scheinbar kontraproduktive Überimitation ist entscheidend für die Weitergabe von Kultur und Wissen. Der soziale Vergleich ist gleichsam die emotionale Kehrseite davon: Wir beobachten, was andere haben und tun, um uns selbst einzuordnen und unser eigenes Glück zu bewerten.