Detlef Cordes und das kleinste Musikwerk der Welt
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Heiraten - wie geht das?
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- Wenn eine Frau und ein Mann heiraten möchten, dann fragen sie
am besten bei ihrem Standesamt nach, wie das geht.
- Ein Standesamt gibt es in jeder Stadt. Es ist meistens im Rathaus.
Große Städte wie Berlin oder Hamburg sind meistens in Bezirke
eingeteilt. Dort gibt es für jeden Bezirk der Stadt ein eigenes
Bezirksamt mit einem Standesamt.
- Eines Tages habe ich mir aus dem Telefonbuch die Nummer unseres Bezirksamts
herausgesucht und da angerufen: "Guten Tag, ich hätte gerne
das Standesamt." - "Einen Moment bitte, ich verbinde."
sagte die Dame am anderen Ende der Leitung. Ein paar Sekunden später
hörte ich eine andere etwas brummige Stimme: "Standesamt,
Sie sprechen mit Frau Olschewski, guten Tag."
- Ich sagte:" Meine Freundin und ich möchten gerne heiraten.
Was müssen wir da tun?" - "Wohnen Sie beide in Hamburg?"
wollte Frau Olschewki wissen. Ich antwortete "Ja". - "Sind
Sie beide Deutsche und in Deutschland geboren? sind Ihre Eltern Deutsche?"
Und wieder sagte ich drei mal: "Ja".-"Also", sagte
Frau Olschewski, "da brauchen Sie beide eine Abstammungsurkunde
von dem Standesamt der Stadt, in der Sie geboren sind. Das ist der
Beweis für uns, dass es Sie auch wirklich gibt."
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- Da musste ich lachen: "Aber es gibt mich doch! Wir telefonieren
doch gerade miteinander. - Wenn es mich nicht geben würde, dann
hätte ich Sie auch nicht anrufen können."
- Jetzt wurde Frau Olschewski ein bisschen ärgerlich: "Da
kann ja jeder kommen und sagen, dass es ihn gibt. Wir vom Standesamt
brauchen das schwarz auf weiß geschrieben und mit Stempel und
Unterschrift. Sonst glauben wir Ihnen gar nichts. Und außerdem
brauchen wir auch einen Beweis, wer Ihre Eltern sind. Das brauchen
wir auch schwarz auf weiß geschrieben. Mit Stempel und Unterschrift
natürlich. Dieser Beweis nennt sich "Abschrift aus dem Familienbuch"
und den gibt es im Rathaus der Stadt, in der Ihre Eltern leben. Und
außerdem, " jetzt musste Frau Olschewski erst mal Luft
holen, "außerdem brauchen wir einen Beweis, dass Sie und
Ihre Freundin noch nicht verheiratet sind, dass Sie beide also ledig
sind. Darüber gibt es eine Bescheinigung im Rathaus der Stadt,
wo Sie jetzt gerade wohnen. Und wenn Ihre Freundin und Sie diese ganzen
Papiere zusammen haben, dann können Sie zu mir kommen und wir
machen einen Termin ab, wann Sie heiraten können."
- Hui! Das war aber eine ganze Menge! Damit hatte ich nicht gerechnet.
Und vor allem so komische Dinge, von denen ich noch nie etwas gehört
hatte. Um sicher zu sein, dass ich alles richtig mitbekommen hatte,
wiederholte ich noch mal:
- "Also: eine Abstammungsurkunde von meiner Freundin
Julia und mir, zum Beweis, dass es uns beide gibt, eine "Abschrift
aus dem Familienbuch" zum Beweis, dass es unsere Eltern gibt
und eine Bescheinigung, dass wir beide noch nicht verheiratet sind.
Wie hieß die nochmal?" - "Ledigkeitsbescheinigung",
sagte Frau Olschewski. "Und das wäre dann erst einmal alles.
Auf Wiederhören, Herr Cordes." - "Auf Wiederhören,
Frau Olschewski."
- Nach diesem Telefongespräch mit Frau Olschewski vom Standesamt
hat es erst mal lange gedauert, bis wir diese ganzen Papiere beisammen
hatten. Aber eines schönen Tages war es dann so weit, ich habe
alles in eine Mappe gepackt und bin damit zum Standesamt gefahren.
- Dort waren schon viele Leute, die alle ihre Papiere abgeben wollten,
um zu heiraten. Der ganze Flur stand voll mit Menschen die alle den
Beweis, dass es sie gibt schwarz auf weiß geschrieben mit Unterschrift
und Stempel dabei hatten. Und natürlich den Beweis, dass es ihre
Eltern gibt oder mal gegeben hatte und dass sie selbst noch nicht
verheiratet, also "ledig" waren.
- Ich musste über eine Stunde warten bis ich schließlich
Frau Olschewskis Büro betreten konnte. Frau Olschewski war total
genervt, dass heute so viele Leute ihre Papiere abgeben wollten. Das
war wieder mal ein Betrieb! So viel Arbeit machte Frau Olschewski
noch mürrischer, als sie sonst schon war. Sie guckte mich böse
an und sagte:" Dann wollen wir mal sehen, ob auch nichts fehlt."
Aber zum Glück hatte ich alles dabei. "Und warum ist Ihre
Verlobte, die Frau Morgenstern heute nicht hier?" brummte die
unfreundliche Frau Olschewski. "Frau Morgenstern muss heute leider
arbeiten." antwortete ich. "Heute wird es ja wohl noch ohne
Sie gehen." - "Ist gut", murmelte Frau Olschewski.
"Warten Sie draußen bis die Standesbeamtin Sie aufruft."
- Also noch einmal warten. Aber diesmal dauerte es nur 5 Minuten bis
die Standesbeamtin mich in ihr Büro rief. Sie hieß Frau
Wohlrapp und war viel freundlicher als Frau Olschewski. Erst einmal
hat sie mich gefragt, wie wir nach der Hochzeit heißen möchten.
- Das hatte ich schon mit Julia besprochen. Wenn man heiratet kann
man sich nämlich aussuchen, welchen Nachnamen man gerne haben
möchte. Man kann den Nachnamen des Mannes oder der Frau nehmen
oder auch beide Namen zusammen. Oder es kann jeder seinen eigenen
Nachnamen behalten, wie vor der Ehe.
- Wir hätten also Julia Morgenstern und Detlef Morgenstern heißen
können oder Julia Cordes und Detlef Cordes oder Julia Morgenstern-Cordes
und Detlef Morgenstern-Cordes oder einfach weiter wie bisher Julia
Morgenstern und Detlef Cordes. Und weil wir beide schon so lange unsere
Namen haben und uns daran gewöhnt haben, wollten wir beide unsere
alten Nachnamen behalten.
- Das habe ich der Standesbeamtin Frau Wohlrapp auch so gesagt und
sie hat sich das aufgeschrieben. "Wann möchten Sie denn
heiraten, Herr Cordes?" hat sie als nächstes gefragt. -
"So bald wie möglich" habe ich geantwortet.
- Frau Wohlrapp guckte in einem großen Kalender nach, wann das
Standesamt Zeit hätte, Julia und mich zu verheiraten und fragte
schließlich: "Ist der 7. Dezember früh genug?"
Ich habe in meinem Terminkalender nachgeguckt, ob Julia und ich da
schon etwas vor hätten: Nein bis jetzt noch nichts. Alles klar.
- Also habe ich mit Frau Wohlrapp abgemacht, dass Julia und ich am
7.Dezember um 11 Uhr ins Standesamt kommen, um zu heiraten. Und dann
musste ich nur noch bezahlen. Heiraten ist nämlich ganz schön
teuer. Einmal heiraten kostet beim Standesamt 33 Euro.
- Am 7. Dezember, einen Tag nach Nikolaus sind Julia und ich zum Standesamt
gefahren, um zu heiraten. Erstmal mussten wir wieder zu der genervten
Frau Olschewski. Ich dachte, wenn man heiratet braucht man nicht zu
warten und bin gleich zu ihr ins Büro gegangen. Das war ein großer
Fehler! "Sehen Sie nicht, dass ich zu tun habe?" schimpfte
sie. "Sie sind doch nicht die einzigen, die heute heiraten! Warten
sie gefälligst draußen, bis Sie aufgerufen werden!"
- Julia und ich setzten uns also ins Wartezimmer. Ein Hochzeitspaar
wartete da schon. Man konnte gleich erkennen, dass die beiden heiraten
wollten, weil sie so schick angezogen waren. Julia und ich hatten
uns auch extra schön gemacht, weil es ja eine feierliche Angelegenheit
ist zu heiraten. "Frau Morgenstern und Herr Cordes!" brummte
es da plötzlich und Frau Olschewski hielt uns die Tür zum
Trauzimmer auf. Sie hat uns tatsächlich zugelächelt dabei.
Ein Wunder war geschehen!
- Im Trauzimmer stand ein großer Tisch mit 2 Stühlen davor.
Auf der anderen Seite des Tisches stand der Standesbeamte. "Guten
Tag, Schnädelbach", stellte er sich vor.
- Herr Schnädelbach gab Julia und mir die Hand und dann setzten
wir uns alle erst einmal.
- Auf dem Tisch brannte eine Kerze, vor Herrn Schnädelbach lag
ein Kugelschreiber und eine riesengroße Mappe mit vielen Papieren.
Davon gab er Julia und mir eins. "Bitte lesen sie sich durch,
ob das alles stimmt, was da steht."
- Da stand geschrieben, wie wir heißen, wann wir Geburtstag haben,
wo wir wohnen, wie unsere Eltern heißen und wo die wohnen und
noch ein Haufen Sachen, die der Standesbeamte alle ganz genau wissen
will, wenn er 2 Menschen verheiraten soll.
- "Ja", sagten Julia und ich, "das stimmt alles, was
da steht." - "Gut," antwortete Herr Schnädelbach,
"dann wollen wir jetzt zur Trauung kommen." Und Julia und
ich dachten: "Nun geht es also endlich los!"
- Aber jetzt hielt Herr Schnädelbach erst einmal eine Rede, wie
wichtig es ist, dass man Rücksicht auf einander nimmt und immer
nett zu seiner Ehefrau und seinem Ehemann ist und so weiter und so
weiter. Aber Julia und ich sind sowieso immer nett zueinander, weil
wir uns gut verstehen, außer, wenn wir uns gerade zanken, aber
das ist nicht so oft.
- Die Kerze brannte vor sich hin, Herr Schnädelbach erzählte
und wir beide hörten schon gar nicht mehr zu. "Wann kommt's
denn nun endlich?"
- Schließich sagte Herr Schnädelbach: "Wir erheben
uns, um die Trauung zu vollziehen."
- Wir standen also alle drei auf, Herr Schnädelbach auf der einen
Seite des Tisches, Julia und ich auf der anderen.
- "Wollen Sie, Herr Detlef Cordes die hier anwesende Frau Julia
Morgenstern zur Ehefrau nehmen?" Ich konnte zuerst gar nicht
sprechen, weil mir auf einmal so feierlich zumute war. Ich musste
einmal husten und sagte dann einfach "Ja". Dann guckte Herr
Schnädelbach Julia scharf ins Gesicht und fragte: "Wollen
Sie, Frau Julia Morgenstern, den hier anwesenden Herrn Detlef Cordes
zum Ehemann nehmen?"
- Julia musste die ganze Zeit vor lauter Feierlichkeit lachen und kniff
sich in die Hand um nicht laut loszuprusten. Sie sagte nur "Aaa",
aber das störte Herrn Schnädelbach nicht, denn er sagte
jetzt: "Damit erkläre ich Sie beide Kraft meines Amtes zu
Mann und Frau." Und zu mir sagte er: Sie dürfen die
Braut jetzt küssen. Aber danach war mir jetzt gar nicht
zumute, denn natürlich haben Julia und ich uns schon vor der
Hochzeit oft geküsst und hatten gar keine Lust, das hier vor
Herrn Schnädelbach im Trauzimmer zu tun.
- Also setzten wir uns alle wieder hin und Julia und ich mussten noch
etwas unterschreiben und dann bekamen wir von Herrn Schnädelbach
eine Urkunde, dass wir jetzt verheiratet wären.
- Damit war die standesamtliche Trauung schon vorbei. Unser Standesbeamter
gab uns beiden die Hand zum Abschied: "Ich wünsche ihnen
alles Gute für ihre Ehe. Auf Wiedersehen." Wir sagten "Auf
Wiedersehen, Herr Schnädelbach! Vielen Dank." Und dann gingen
wir nach Haus. Zum Glück haben wir auf dem Flur nicht mehr die
brummige Frau Olschewski getroffen!
- Draußen vor der Tür haben wir uns erstmal einen dicken
Kuss gegeben. Wir sind froh, dass wir es geschafft haben. Wir sind
verheiratet! Das war gar nicht so einfach. Aber jetzt freuen wir uns.
- Text: Detlef Cordes - Alle Rechte vorbehalten.
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